Geliebter Tünn, du fehlst.

Ostersonntag in der Notaufnahme des Tierspitals verbracht, sehr liebenswerte Anteilnahme anderer Tierhalter in der Wartehalle sowie vom Personal erfahren. Tünn konnte leider dennoch nicht gerettet werden.

❤️

Tünn kam seit zwei oder drei Tagen nicht mehr zum Futtern runter. Aber das war halt Tünn: Mal so, mal so.

Heute Mittag kam er aber angekrochen und der ehemalige Katzenblitz sah aus, als hätte ihn jemand aufgeblasen. Ich stand unter Schock: Das so schlanke Tier so zu sehen 😳 Und er röchelte.

Also habe ich das schnappfauchende um sich beissende Tier todesmutig eingepackt und ab ins Tierspital, nachdem ich dort zuvor angerufen hatte, um sie bestmöglich auf Tünns sogar für Laien wie mich offensichtlich lebensbedrohliche Symptome, aber auch seinen typischen Umgang mit Menschen, die ihn anfassen wollen, vorzubereiten: Tut das nicht ohne Handschuhe. Bissfeste Handschuhe. Sie taten es dennoch. Prompt wurde die arme Tierarzthelferin herzhaft gebissen. Für weitere Untersuchungen musste Tünn sanft sediert werden.

Sie waren aber im Tierspital nicht erbost deswegen, sondern betonten, ich hätte sie ja vorgewarnt. Der Tierarzthelferin meine herzlichsten Genesungswünsche! Sie standen auch sofort am Eingang mit einer Sauerstoffbox parat, um sein Leben nach Möglichkeit zu retten.

Mir war auf der Hinfahrt zur Notaufnahme eigentlich schon klar, dass ich ohne Tünn zurück nach Hause kommen werde.

Solche Symptome wie massive Flüssigkeitsansammlung im ganzen Körper mit offensichtlicher Atemnot verursachen meiner Erfahrungen mit Mathilde, Max, Moriah und Malik nach nur letale Krankheiten an Herz oder Lunge, ein Lymphom oder FIP. Nur für Letzteres gibt es inzwischen eine Behandlung mit Chance auf Rettung. Allerdings wäre eine Behandlung gegen FIP bei Tünn anders als bei Malik aufgrund der Intensität der Behandlung und Tünns Scheu auch schier aussichtslos gewesen.

Aber natürlich wollte ich eine Diagnose abwarten.

In der Wartehalle im Tierspital. Die ich inzwischen genauso gut kenne, wie mein eigenes Wohnzimmer.

Herzerwärmend ist im Tierspital Zürich immer wieder, wie mitfühlend mit verzweifelten Tierhaltern umgegangen wird. Sowohl vom Personal wie auch von anderen Tierbesitzern in der Wartehalle. Es werden Kaffee oder Erfrischungsgetränke angeboten, Taschentücher gereicht, nach Erlaubnis Umarmungen grosszügig gegeben. Es gibt keinen besseren Ort, auf Scheissdiagnosen zu warten, als in der Wartehalle des Tierspitals Zürich.

Es war das Herz. Diese Krankheit (den Namen habe ich schon wieder vergessen) sei kaum rechtzeitig zu entdecken, da sie oft erst von jetzt auf gleich Symptome zeigt: Massive Flüssigkeitsansammlung im ganzen Körper, Atemnot. Tünns Herz war offenbar bereits komplett verdickt. Keine Chance auf Rettung, höchstens noch ein paar Wochen.

Die Ärztin und ich waren uns schwersten Herzens einig, dass bei Paniker Tünn ein paar Wochen mit Medis und regelmässigen Entwässerungen und Kontrollen das Gegenteil von Lebensqualität sein werden.

Also liessen wir ihn weiterschlafen. 😢

Natürlich bin ich wahnsinnig traurig. Zugleich war das wohl alles, was ich für Tünn noch tun konnte: ihn nicht leiden lassen.

Tünn. Jedesmal, wenn ich nach Hause kam, hast du mich angeschaut, als hätten wir nicht seit 12 Jahren zusammengewohnt. Und doch hast du dich manchmal angeschlichen, wenn du meintest, alles an mir sei ausser Betrieb, ausser die Hand, die dich streicheln sollte. Du musst nie wieder Angst haben, mein Schatz. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Das tat ich immer.

Seht auch ihr den heute besonders hellen ✨ am Nachthimmel? ❤️

Luciebärchen, grüsse unsere Sternchen

Als ich heute gegen 15 Uhr mit Lucie in die Tierklinik fuhr, war mir klar, dass wir gerade ihre letzte Reise angetreten haben. Eine Woche lang hatten die Klinik und ich alles versucht, sie zu retten. Leider ohne Erfolg.

Vor acht Tagen fiel mir auf, dass mit Lucie etwas nicht stimmen konnte. Sie suchte meine Nähe. In den 15 Jahren, die wir zusammen verbrachten, hatte sie noch nie meine Nähe gesucht. Eher im Gegenteil. Sie war eine Katzenkatze, keine Menschenkatze.

Sie hatte die ein, zwei Tage davor nicht sonderlich gut gefressen. Die anderen Katzen aber auch nicht. Ich schob es auf das sonderbare Wetter: Mal heiss wie ein Backofen, mal Gewitter wie Sintflut. Das kann ja schonmal den Appetit durcheinanderbringen.

Doch als Lucie vor einer Woche morgens zu mir aufs Bett sprang und das Kopfkissen für sich beanspruchte, war ich alarmiert. Sobald die Tierklinik geöffnet hatte, rief ich an und bat dringlich um einen Termin. Ich schilderte, dass Lucie nicht gut gefressen hatte und sowieso schon sehr dünn sei. Das mit dem Kopfkissen liess ich weg.

Lucie war seit Anfang des Jahres in der Klinik in Behandlung, weil sie Vitamin-B12-Mangel hatte, nachdem ihr im Dezember alle Zähne entfernt werden mussten. Ob das einen Zusammenhang hat, sei wohl unwahrscheinlich. Mitte Mai waren wir wegen B12 letztmals zur Kontrolle. Sie hatte weiter abgenommen, von einst ca. 3 Kilo auf Anfang 2023 2.5 Kilo und im Mai 2.1 Kilo. Darum nahm man meinen Anruf sehr ernst und wir bekamen noch am selben Tag, heute vor einer Woche, einen Termin.

Sie wog nur noch 1.8 Kilo und war stark dehydriert. Sie hatte etwas mehr getrunken die Tage davor, aber auch dafür machte ich die teils sehr sommerlichen Temperaturen verantwortlich. Einige meiner Katzen wären zeitweise am liebsten in den Hundepool auf dem Balkon gesprungen. Oder tranken halt daraus.

Sie behielten Lucie bis Freitag in der Klinik, um ihr Infusionen zu geben und sie von Zeit zu Zeit zwangszufüttern. Die Blutwerte ergaben, dass ihre Nierenwerte dermassen miserabel waren, dass sie gar nicht mehr gemessen werden konnten.

Am Donnerstag ging ich sie besuchen und brachte ihr ihr Lieblingskissen mit, auf dem sie in der Folge lag, was die Tierpflegerinnen sehr süss fanden. Ich hatte mich fast nicht getraut, zu fragen, ob ich das Kissen mitbringen darf. Die Dame am Telefon meinte aber, das sei sogar eine sehr gute Idee. So hätten die verunsicherten Tiere im Versorgungsraum etwas, was sie an zu Hause erinnert. Sie würde es schön finden, wenn mehr Tierhalter an so was denken.

Am Freitagabend durfte ich Lucie wieder nach Hause nehmen. Ich dachte, wir hätten die Kurve nochmals gekriegt. Ich sollte mich getäuscht haben.

Zwar zeigte Lucie nach den Infusionen und mit einem Arsenal an Medikamenten wieder Appetit und ein bisschen Lebensfreude. Doch die hielt nur bis Samstagabend an. Also stellte ich ihr am Sonntag alle ein bis zwei Stunden mit allen Raffinessen (Futter anwärmen, warmes Wasser drüber, Futter in Suppenform etc. pp.) präparierte Kleinportionen zur Wahl. Am Sonntagabend entschloss ich mich zur Zwangsernährung per Futterspritze. Sie durfte nicht weiter abnehmen, nicht weiter dehydrieren.

Am Montagmorgen hatten wir Kontrolltermin in der Klinik. Wieder 100 Gramm weniger Gewicht. Dennoch war die Tierärztin beim Anblick einer recht aufgeweckten Lucie einigermassen zuversichtlich, dass sie es nach erneuter Infusion, mit dem Medikamentearsenal und meiner Fütterungsstrategie bis zum nächsten Kontrolltermin am Freitag schafft.

Doch gestern Mittag stellte Lucie das Fressen und Trinken komplett ein. Mit nichts konnte ich sie bezirzen. Also stellte ich gestern Abend nochmals auf Zwangsfütterung um. Kein Wunder, dass Lucie in den letzten Tagen meine Nähe nicht mehr suchte, sondern mied. So weit sie noch konnte. Denn beim Laufen fiel sie ständig um. Ich wusste, dass es nicht gut aussah.

Gestern Abend versprach ich ihr, dass ich sie heute erlösen lasse, wenn sie morgens nicht irgendein Zeichen von Lebenswillen zeigt.

Heute morgen gab ich ihr im Anflug einer letzten Hoffnung nochmals die Medis. Fressen wollte sie dennoch nichts. Vom Leben wissen auch nicht.

Also fuhren wir heute gegen 15 Uhr in die Klinik, die ich zuvor angerufen hatte. Lucie wurde nochmals sanft untersucht. Und man teilte mir mit, dass sie schon näher bei den Sternchen sei, als bei uns.

Als der Tierarzt, der sie 15 Jahre lang betreut hatte, gegen 15:30 Uhr die finale Betäubung in den nun nur noch 1.5 Kilo leichten Katzenkörper fliessen liess, hörte Lucies Herz bereits auf zu schlagen.

Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass es einen Katzenhimmel gibt, wo sie endlich mit ihrer grossen Liebe Omar wiedervereint sein kann.

Lucie mit ihrer grossen Liebe Omar

Lucie, du warst eine geballte Portion Liebe. Nicht mir oder anderen Menschen gegenüber, aber deinen Katzenkumpels gegenüber. Auch wenn du nie wieder einen so sehr liebtest wie damals Omar.

Dein Start ins Leben war grauenvoll. Du hattest ein ausgerenktes steifes Hinterbein und einen abgerissenen Schwanz, weil dich – gemäss Untersuchungen und Röntgenbildern unserer Tierärzte – dich damals in Madrid jemand als Kitten daran festgehalten haben muss, als er dich in Tötungsabsicht gegen eine Wand schlug. Du hast das überlebt und konntest deinen Peinigern entfliehen.

Als du über eine spanische Tierschutzorganisation 2007 hier bei uns angekommen bist, warst du verständlicherweise nicht sehr zutraulich zu mir, sehr wohl aber zu Omar und Sahib, die damals hier schon lebten.

Weil ich damals aber so doof war, eine junge Katze wie dich zu den beiden Senioren zu holen, erweiterte sich seither die Kamikatzezwerglis-Familie stetig. Ok: Bis auf jeweils maximal 7 Katzen zur gleichen Zeit.

Aber du warst jene Katze, die inzwischen immerhin einigen anderen Zwerglis das Tor in ein – wie ich hoffe – gutes und geborgenes Leben voller Liebe öffnete, in Order of Appearance: Shakti (*2006), Mogwai († 2009), LouLou († 2011), Mathilde († 2014), Felize (*2010), Faramee († 2019), Tünn (*2012), Moriah († 2020), Max († 2016), Malik (*2015), Maruschka (*2017), LaLuz (*2021).

Ich habe dir so viel zu verdanken, mein Herz. Alles, was ich nun noch für dich tun konnte, war dich gehen zu lassen. Du hast in deinem ca. 18-jährigen Leben mehr bewirkt, also so mancher Mensch. Du wirst ein sehr heller Stern am Himmel sein.

Ich liebe dich. Mehr als Worte sagen können. Du bist nicht fort. Nur woanders.


Ps: Das wundervolle Bild von Lucie hat die fantastische Malerin und Tierschützerin Stefania Re erstellt: https://www.illustrations.it

Pps: Ich habe keine Ahnung, ob hier nach über 3 Jahren Pause überhaupt noch jemand mitliest. Die letzten drei Jahre sind hier vor allem wundervolle Dinge passiert: Maruschka und LaLuz sind eingezogen und haben auch kleine Wunder vollbracht. Im letzten Jahr hat zudem Malik FIP besiegt. Falls irgendjemand wissen möchte, was es damit auf sich hat, lasst mich wissen.

Geliebte Moriah – ein neues Sternchen strahlt auf uns herab

Ich dachte, ich fahre heute mit Moriah wegen eines chronischen Schnupfens und Appetitlosigkeit in die Tierklinik. Doch dort lernte ich, dass uns ein Lungentumor dorthin geführt hatte. Überlebenschance: null.

Am Pfingstwochenende fiel mir auf, dass Moriahs Nase wieder etwas verstopft war und sie kurzatmig schien. Zudem stellte sie am Sonntagabend das Fressen ein. Als am Montagabend nicht einmal roher Thunfisch sie zu locken vermochte, wusste ich, dass meine Katze ernsthaft krank sein muss. Ich war weit davon entfernt zu ahnen, wie krank.

Ich war eigentlich ziemlich sicher, dass wir heute in die Tierklinik fahren, sie wieder Tabletten gegen den blöden Schnupfen verschrieben bekommt, und in zwei, drei Tagen alles wieder gut ist.

Doch so war es nicht.

Als ich in der Klinik ankam und uns anmelden wollte, schrie und weinte Moriah plötzlich in zuvor von ihr ungehörten Tonlagen aus der Transportbox heraus. Alle Corona-Schutzvorgaben ignorierend schmiss ich mich mitten im Empfangsraum auf den Boden und riss das Gitter von der Box. Meine erstickende Katze klammerte sich an meine Arme und liess sich bereitwillig herausziehen. Ich zog meine Schutzmaske vom Gesicht und nutzte sie, Moriah all den Schnodder und Speichel von Nase und Schnauze zu wischen, damit sie Luft bekam.

Inzwischen hatten wir genug Aufmerksamkeit erregt, dass eine Pflegerin herbeigeeilt kam, um Moriah sofort in eine Sauerstoffstation zu setzen. Mich bei den Umstehenden für die Sauerei auf dem Boden entschuldigend, versuchte ich meines Schockzustands Herrin zu werden. Was mir so semi gelang.

Zwei Stunden später war klar, dass Moriahs chronischer Schnupfen ihr geringstes Problem war. Sie hatte Wasser in der Lunge. Reichlich. Und Luft im Magen. Auch reichlich. Sowas kann Schnupfen nicht auslösen. Die Tierärztin erklärte mir sehr geduldig und ernst, was die Ursachen für Moriahs Beschwerden sein könnten und welche Optionen es gibt. Während des Gesprächs wurde ich immer desillusionierter. Es gab eigentlich nur noch eine Option.

Schliesslich sagte sie, wäre das ihre Katze, würde sie sie erlösen. Ich sah Moriah mit Tränen in den Augen in ihrer Sauerstoffstation an und wusste, dass die Tierärztin recht hatte. Ich nickte. Sie fragte noch, ob ich dabei sein wolle. Natürlich.

Also liess ich mein zauberhaftes, todkrankes Mörchen schwersten Herzens heute kurz vor 18 Uhr gehen.

Moriah, du unfassbar mutige und gütige Katze: Was haben wir alles zusammen erlebt. Am 22.12.2012 halfen mir liebe Freundinnen, dich von Frankfurt, wo du aus Cadiz kommend gelandet warst, im Auto nach Zürich zu fahren, weil ich mir die lange Autofahrt mitten in der Nacht im tiefsten Winter allein nicht zutraute. Mein innigster Dank gilt euch für immer, liebe Anja und Petra!

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Hier angekommen, zeigte sich, dass du – anders als in der Vermittlung deklariert – keineswegs katzensozial und menschenpanisch warst. Sondern genau anders herum: Mit meiner Existenz hattest du nach kürzester Zeit kein Problem mehr, aber igitt: andere Katzen!

Du lebtest deswegen die ersten Tage in panischer Angst vor den anderen Katzen hier – auch nur schon durch die Gittertür diese hörend und riechend. Schnell war mir klar, dass wir erneut die weise und planvolle Unterstützung unserer bewährten Katzenverhaltenstherapeutin Christine Hauschild brauchten. Ein Jahr gab ich uns Zeit, deine Katzensozialisierung zu schaffen – sonst müsste ich dich allein weitervermitteln.

Leicht wars nicht… Monatelang Gittertür, Klickertraining, Videoprotokolle, Training, Training, Training – leicht wars wirklich nicht. Aber wir habens innerhalb eines Jahres geschafft. Dir und deiner Kontrahentin Shakti wurde sogar Christines grossartiges Buch «Katzenzusammenführung mit Herz und Verstand» gewidmet.

Und ich habe dabei wiedermal irre viel über euch zauberhafte Wesen gelernt.

Du bist nur rund zehn Jahre alt geworden. Doch ich hoffe, ich konnte dir den grössten Teil deines Lebens glücklich gestalten.

Meine wundervolle, tapfere «stray cat who lived in an abandoned empty lot not far from the ocean in the city of Chiclana, province of Cadiz. Where most of the other cats were poisoned by our neighbours» wie es unter anderem im Begleitbrief zu deiner Vermittlung stand und aus dem ich weiss, was über deine schreckliche Vergangenheit bekannt ist: Ich bin sicher, du weisst, dass ich dich mehr liebe als ich in Worte zu fassen vermag.

Moriah, meine tapfere Schöne, du bist nicht fort – nur woanders. Grüss mir die anderen Sternchen und leuchtet für uns.

Du fehlst.

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Mathilde – 5 Jahre schon

Ich durfte im Tierspital von dir Abschied nehmen – sie haben das alles sehr liebevoll «arrangiert». Ich hatte natürlich wiedermal keine Taschentücher dabei – das hab ich nie, Mathilde.

Du hast noch mit dem Beatmungsschlauch genasbusselt – verzeih, wenn ich lache, während ich weine. Und du hast so laut geschnurrt wieder. Das war immer das Problem, dass sie deine Herztöne nicht abhören konnten, weil du immer so laut geschnurrt hast.

Als sie heute vor fünf Jahren ein letztes Mal deine Herztöne abhörten, hast du nicht mehr geschnurrt. Man hörte laut und deutlich – diese Stille. Kein Schnurren, kein Herzschlag, einfach nur Stille. Friedlich. Sanft. Heute vor fünf Jahren. Um 11.10 Uhr.

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Für immer in meinem Herzen, mein intergalaktisches Kampfschiffchen

Von eisernen Grundsätzen, Teil 2

Sie zeigte mir die tiefen Bisswunden in ihrer linken und die Beruhigungstablette in ihrer rechten Hand, als sie sagte: «Du, das mit dem Sedieren – also, das hat nicht geklappt.»

Da stand ich nun an einem Sonntagnachmittag im Juni 2010 mit einer Katzentransporttasche in einem Vorort von Berlin und betrachtete die Bissverletzung von Faramees Pflegemutter – nennen wir sie M. aus B. «Sie wollte die Tablette partout nicht nehmen, ich habe alles versucht – naja, du siehst. Und jetzt ist es sowieso zu spät, die Tablette würde nicht mehr rechtzeitig wirken.»

Dass Faramee alles andere als «beruhigt» war, bewies sie anschaulich, als es darum ging, sie in die Transporttasche zu kriegen, um sie in den Flieger nach Zürich mitzunehmen. Eine halbe Stunde lang trotzte sie M.’s Bezirzungen und Einfangraffinessen, rannte hierhin und dann dorthin, duckte sich, täuschte an und – schoss schliesslich zur Tür, wo sie die grosse Freiheit hinter einer kaputten Katzenklappe vermutete.

Bisher relativ untätig, hechtete ich nun zur Tür und schob schnell ein Brett vor die Klappe, um Faramees potenziellen Fluchtweg zu verbarrikadieren, was diese wiederum damit quittierte, dass sie herzhaft in meine linke Hand biss. Das Gute daran: Während sie noch mit ihren Zähnen in meiner Hand verkeilt festhing, konnte sich M. mit einer Decke auf das Tierchen werfen und es endlich in die Tasche packen.

Nachdem wir Schweiss und Blut von uns abgewaschen hatten, war es auch schon höchste Zeit, zum Flughafen aufzubrechen.

Mit einer richtig schlecht gelaunten Katze im Gepäck.

Am Flughafen angekommen, rannten wir zum Gate, wo ich mich von M. und Freunden verabschiedete. Den Weg, der nun vor uns lag, mussten wir alleine gehen: die gefürchtete Gepäckkontrolle.

Während ich vor dem Gepäckscanner in der Warteschlange stand, versuchte ich so wenig wie möglich aus meiner tiefen Bisswunde zu bluten. Diese Katze konnte man nicht mal kurz rausnehmen und durch die Kontrolle tragen – das würden die bestimmt verstehen. Ich war zuversichtlich.

Aber nicht lange.

Mit versteinerter Miene schoben zwei uniformierte Männer freudlos die Gepäckstücke durch den Scanner. Als sie die Katzentransporttasche sahen, meinte der jüngere der beiden mit leerem Blick in breitestem Berliner Dialekt: «Is dat ne Katze? Dann nehmse die ma schön da raus, junge Frau, und tragense die separat durch.»

Ich setzte mein bezauberndstes Lächeln auf, zeigte ihm meine angefressene Hand und erklärte in zuckrigster Stimmlage: «Das wird nicht gehen, diese Katze kann man nicht rausnehmen und herumtragen.»
Er, ohne jede Gemütsregung: «Dann bleibtse hier.»
Ich: «Aber – es wird doch eine Möglichkeit geben, die Katze samt Tasche zu kontrollieren?»
Er: «Na, dann hättense sich ma vorher kundig machen sollen, wa?»

Wäre es nicht so extrem kontraproduktiv gewesen, hätte ich ihn richtig fest verhauen.

Doch stattdessen versuchte ich ihm zu erklären, dass ich das weiss Gott versucht hätte (siehe dazu: «Eiserne Grundsätze, Teil 1»), doch leider gescheitert sei und überhaupt sei das doch Irrsinn – äh, Entschuldigung: unrealistisch –, Katzen an Flughäfen auszupacken. Doch er hörte mir gar nicht zu, stattdessen schob er weiter mit versteinerter Miene Gepäckstücke durch den Scanner.

An Flughäfen vergisst der Passagier ja schnell mal, dass er eigentlich zahlender Kunde und der Flughafen Dienstleistungsbetrieb ist – vielmehr sind die Uniformierten offensichtlich hervorragend darauf gedrillt, einem mit ihrer lustlosen Verachtung das Gefühl zu geben, man sei die überflüssigste Existenz der Welt.

Derweil betrachteten mich die anderen Passagiere etwas interessierter als nötig, wie ich ratlos mit meiner fauchenden Transporttasche in einer sich ausbreitenden Blutlache stand und überlegte, ob es etwas gäbe, was diese Situation noch ungemütlicher machen könnte.

Mir schien, als seien Tage vergangen, bis sich der jüngere der uniformierten Griesgrame endlich meiner erbarmte und meinte, er telefoniere mal und kläre das ab.

Hoffnung keimte in mir – ein Beamter hatte meine Existenz anerkannt.

Nach rund zehn Minuten erschien eine uniformierte Frau, die mir erklärte, der Tierschutz verbiete es, ein Tier durch den Scanner zu schieben, sie sehe aber mein Problem und werde mal schauen. Sie führte uns in einen kleinen Raum, schloss die Tür und griff mit ihrer lederbehandschuhten Hand in Faramees Tasche, aus der es spuckte und fauchte und jaulte. Sie zog schnell ihre Hand wieder raus, sah mich an und meinte: «Ich verstehe.»

Als sie dennoch versuchte, Faramee aus der Tasche zu ziehen, wehrte die sich heftig, drohte zu Boden zu fallen, weshalb ich instinktiv zugriff und erneut gebissen wurde. Daraufhin ging die Frau raus, kam mit einem seltsamen Gerät zurück, fummelte damit in der Tasche herum und meinte dann: «Alles ok.»

Muss ich verstehen, warum man das nicht gleich so gemacht hat?

Ich hatte aber sowieso keine Zeit nachzudenken, als ich zum Gate zurück rannte und mit Faramee als letzter Passagier im Flugzeug verschwand.

Während ich mich mit der tobenden Transporttasche zu meinen Füssen im Flugzeugsitz einrichtete und mir meine aufmerksame Sitznachbarin Taschentücher und Pflaster reichte, wollte ich schon meinen, wir hätten das Schlimmste überstanden.

Doch dann fiel mir ein, was eine Bekannte mir von ihrer Reise mit einer Katze erzählt hatte.

«Wir standen da mit unserer Katze, und der Zöllner wollte uns partout nicht durch lassen – eine Stunde lang hat er mit uns geschimpft. Ich kam mir vor, als versuche ich, waffenfähiges Uran zu schmuggeln.» So die Schilderungen meiner Bekannten, die rund einen Monat zuvor eine Katze aus Spanien geholt hatte. Darum hatte ich die Einfuhrbestimmungen des Bundesamts für Veterinärwesen (BVET) auswendig gelernt, ausgedruckt und mir per E-Mail nochmals bestätigen lassen, was ich brauche und tun muss, um meine neue Katze Faramee gesetzeskonform von Berlin nach Zürich zu importieren. All das hatte meine Bekannte allerdings auch vorgekehrt…

Nach der schweisstreibenden Gepäckkontrolle am Berliner Flughafen stellte ich mich also auf eine schweisstreibende Zollkontrolle am Zürcher Flughafen ein, während ich mich im Flugzeug nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen konnte: Sämtliche Sitzreihen vor, neben und hinter uns sahen interessiert zu uns und rundherum erklangen entzückte «Jöös». Ich bedeckte unauffällig meine zerbissene Hand, blickte mich lächelnd um und meinte: «Ja, ganz liebes kleines Kätzchen, ganz, ganz lieb.»

Nach der Landung ging ich mit Faramee schnurstracks in den roten Zollbereich, wie das BVET mich angewiesen hatte. Ich stellte mich auf Ärger ein…

Zehn Minuten später sass ich mit Faramee im Taxi. Der Zoll war überhaupt kein Problem gewesen. Der nette Zöllner wollte nur den Heimtierausweis sehen und las Faramees Chip ein. Wohlweislich durch die Transporttasche hindurch.

Endlich zu Hause, fingen nach rund zwei Stunden allerdings meine Bisswunden an zu tuckern. Vor allem der linke Ringfinger sah ziemlich mitgenommen aus. Ich überlegte, wer mir an einem Sonntagabend um 22 Uhr sagen könne, ob ich mir Sorgen machen muss, und rief bei einer «Helpline für nicht lebensbedrohliche medizinische Notfälle» an.

Die Dame am anderen Ende der Leitung liess sich alles genau erläutern und fasste dann meine Schilderungen zusammen: «Katzenbiss also. Und der betroffene Finger ist dick geschwollen und bläulich-schwarz verfärbt. Aha. Tut er denn weh?»
Ich: «Ja, absolut, das tut er.»
Dame: «Das ist gut.»
Ich: ???
Dame: «Wenn ein Gliedmass bläulich-schwarz ist, dann ist es entweder abgestorben, oder es liegt nur ein Bluterguss vor. Wenn der Finger abgestorben wäre, täte er aber nicht mehr weh, also ist es wohl ein Bluterguss.»

Sie meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, nur wenn die Schmerzen stärker würden, solle ich meinen Arzt konsultieren, was ich am nächsten Morgen auch tat. Als mein Hausarzt den Finger sah, wurde er ziemlich blass und meinte: «Sie brauchen die Fingerkuppe noch, oder?» Ich wurde sofort in die Notaufnahme des Unispitals überwiesen, wo ich an den Tropf gehängt und meine Bisswunde ausgekratzt wurde.

Als ich mich im Frühjahr 2010 dazu entschlossen hatte, Faramee zu uns zu holen, war ich darauf vorbereitet worden, dass ich diese Katze wohl niemals würde anfassen können, ohne massive Verletzungen zu riskieren. Möglicherweise würde ich sie auch kaum je sehen, zumal in ihrem Schicksal als vermutlich wild geborene, verwahrloste Strassenkatze nicht vorgesehen war, dass sie jemals in menschliche Obhut kommt. Doch durch überambitionierte Tierschützer war sie von Spanien über Umwege schliesslich in M’s Pflegestelle bei Berlin gelandet, die zu retten versuchte, was wenigstens noch zu retten war: Faramees Leben.

Nachdem Faramee wochenlang in meiner Abstellkammer, dann unter meinem Bett und schliesslich im stillgelegten Kamin wohnte, entschloss sie sich am 15. Januar 2011, dass sie meine Best-buddy-Katze wird. Wir waren seither ein Herz und eine Seele.

Bis zum 11. März 2019.

Ich fliege ja öfter mal nach Berlin, um Verwandtschaft zu besuchen. Aber ohne Katze ist Reisen irgendwie langweilig.

R.I.P geliebte Faramee

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Von eisernen Grundsätzen…

Vor ziemlich genau 9 Jahren tat ich etwas, was ich sonst – aus gutem Grund – niemals tue: Ich stöberte im Internet ein bisschen auf Vermittlungsseiten für Notfallkatzen. Ich wollte «nur kurz gucken».

Und was ich sah, war «das» da:

Das ist Faramee. Damals lebte sie auf ihrer Pflegestelle in Berlin, ehemalige spanische Strassenkatze, die andere Katzen liebt und Menschen meidet. In verschiedener Hinsicht eine nicht ganz unkomplizierte Katze. Also genau mein Beuteschema.

Sofort hab ich die Seite zugeklickt und tief durchgeatmet.

Wie ein Mantra wiederholte ich immer wieder: «Du hast Grundsätze, einer davon ist, dass fünf Katzen die Grenze sind – mehr gibts nicht. Basta.» Dabei guckte ich streng und glaubte allen Ernstes, ich würde mich dran halten.

Das war Ende März 2010. Doch Faramee ging mir während der nächsten Wochen einfach nicht mehr aus dem Sinn. Ich finde viele Katzen wunderbar, genau genommen finde ich sogar alle Katzen ganz wunderbar. Aber ich muss die nicht alle haben. Darum verstand ich selber nicht ganz, warum gerade diese Katze sich so in meinen Gedanken festgebissen hatte. Zumal wirklich alles gegen eine sechste Katze sprach:

  • Erstens: äh – nun: ich hatte mir ganz fest vorgenommen, dass es bei fünf Katzen bleibt.
  • Zweitens: öhm. Puh – naja, es wäre nicht vernünftig.
  • Drittens hat meine Katze LouLou Angst vor anderen Katzen und mit vier Artgenossen schon genug um die Ohren.

Doch meine Standhaftigkeit geriet zusehends in Schieflage.

Als ich eines Tages bei einem Telefonat mit meiner Berliner Cousine von Faramee erzählte und ihr erklärte, warum ich sie ganz unmöglich nehmen kann, fasste meine Cousine in bestechend simpler Logik kurz zusammen: «Also mal abgesehen von irgendwelchen Grundsätzen scheint ja nur LouLous Katzenphobie dagegen zu sprechen, dass du Faramee nimmst. Oder?»
Ich: «Jetzt mal ganz schnörkellos auf die Fakten runtergebrochen: ja.»
Cousine: «LouLou weiss aber gar nicht, wie viele Katzen bei euch rumlaufen, weil sie ja zurzeit immer nur im Arbeitszimmer sitzt, oder?»
Ich: «Naja, streng genommen – korrekt.»
Cousine: «Dann ist es doch auch egal, ob das vier oder fünf sind.»

Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass man meine Vernunft loben und meine Standhaftigkeit stärken würde, stattdessen kaute ich nun freudig nervös an meinen Fingernägeln herum: «M-hm, das kann man so sehen.»
Cousine: «Ausserdem lebt Faramee nicht irgendwo im Timbuktu, sondern hier im Umland von Berlin, genau zwei Dörfer von mir entfernt. Du kommst uns doch sowieso demnächst besuchen, dann nimmst du sie auf der Rückreise einfach mit.»

Es machte «ploink» und da lag sie darnieder, meine Standhaftigkeit.

Nachdem ich das Ok von Faramees Pflegestelle hatte, machte ich mich über die Einfuhrformalitäten für den Zoll und die Transportbestimmungen der Fluggesellschaft kundig.

Beziehungsweise versuchte mich kundig zu machen…

«Das ist ja eine ganz blöde Idee», meinte die Frau am anderen Ende der Leitung, «das kann ich mir nicht vorstellen.» Ich war gerade dabei abzuklären, was ich beachten muss, wenn ich eine Katze mit ins Flugzeug nehmen möchte, da ich ja Faramee aus Berlin holen wollte. Ich hatte gehört, dass man an einigen Flughäfen mitgeführte Haustiere bei der Gepäckkontrolle aus der Transporttasche nehmen muss, was bei Katzen generell jetzt nicht so die prima Idee ist, sie an einem lauten Flughafen voller Menschen mal kurz auszupacken und durch die Gegend zu tragen. Und bei einer verschreckten Ex-Strassenkatze, die einen überhaupt nicht kennt, ist das sogar ein ziemlich gewagtes Unterfangen… Ich hatte also bei der Fluggesellschaft angerufen, um mich zu vergewissern, ob ich Faramee da wirklich auspacken muss. Die nette Frau am Telefon konnte mir das jedoch leider nicht mit Sicherheit sagen.

Also rief ich beim Berliner Flughafen Tegel an. Ich wurde mit einer Dame verbunden, die mit meiner Frage wie folgt umging:
Dame: «Das weiss ich nicht.»
Ich: «Und wer könnte das wissen?»
Dame: «Das weiss ich auch nicht.»
Ich: «Aber Sie arbeiten doch beim Flughafen und ich habe eine Frage zu den Flughafenbestimmungen – wenn das beim Flughafen niemand weiss, wer dann?»
Dame: «Ich kann ja mal meine Kollegin fragen.»
Ich: «Das wäre nett.»
Die Dame verschwindet aus der Leitung. Nach einigen Minuten kommt sie zurück und meint: «Die weiss das auch nicht.»
Ich: «Und was mach ich jetzt?»
Dame: «Ich werde Sie am besten weiterverbinden.»

Ein Hoffnungsschimmer.

Nach einigen Minuten sagt eine andere Dame leicht missmutig: «Hallo.»
Ich erkläre auch ihr, was ich gern wissen möchte.
Dame 2, entsetzt: «Nein, natürlich dürfen Sie die Katze während des Fluges nicht aus der Transporttasche nehmen!»
Ich: «Ähm, nein. Ob ich sie bei der Gepäckkontrolle rausnehmen muss, möchte ich wissen.»
Dame 2: «Das weiss ich nicht.»
Ich: «Hmpf.»
Dame 2: «Ich werde mal meinen Kollegen fragen.» Sie verschwindet kurz, kommt zurück und meint: «Wie schwer ist Ihr Hund?»

Kurz: Da es trotz redlicher Bemühungen meinerseits bedauerlicherweise unmöglich war, eine zuverlässige Antwort auf diese Schlüsselfrage zu erhalten, beschlossen Faramees Pflegestelle und ich, die Katze entgegen unserer Überzeugung für die Reise mit einem Beruhigungsmittel ausser Gefecht zu setzen.

Ein solider Plan.

Der leider scheiterte.


Mehr dazu: «Von eisernen Grundsätzen, Teil 2» 

Geliebte Faramee – nicht fort, nur woanders

Ich stehe noch unter Schock. Vor wenigen Stunden musste ich meine geliebte Best-Buddy-Katze Faramee gehen lassen. Vor nicht mal 48 Stunden schien noch alles wunderbar, nichts deutete auf das Drama hin, das folgen sollte.

Am Samstagabend drängelte Faramee mich – wie so oft – noch fast vom Sofa vor Anlehnungsbedürftigkeit, quakte mich erwartungsvoll an, wenn ich nur Richtung Leckerlitüte dachte und folgte mir schliesslich ins Schlafzimmer als ich es angebracht fand, den Tag schlafender Weise abzuschliessen. Das war unser letzter «normale» Tag.

Sonntagmorgen tigerte Faramee zwar wie immer ums Bett, mir fiel aber ihre eigenartig geduckte Körperhaltung auf. Da jedoch ein ordentlicher Sturm ums Haus tobte, vermutete ich diesen als Grund für ihr verstörtes Verhalten.

Als sie allerdings ihr Frühstück verschmähte und nicht einmal für ihre geliebten Leckerli empfänglich war, hielt ich ihr meine Hand hin – quasi fragend, was denn los sei?

Sie hackte mir mit einer Wucht ihre Krallen in meine rechte Hand, dass für einige lange Sekunden weder ich mich noch sie sich aus dieser Situation zu befreien vermochte. Erst war ich schmerzerfüllt, dann sauer. Und dann misstrauisch: Die einstmals kratzbürstige Vampirkatze Faramee hatte mich seit Jahren nie mehr attackiert – nicht einmal, wenn ich sie mal zum Tierarzt schleppen wollte – was war nur mit ihr los?

Noch immer schob ich ihre Verstörtheit auf den Sturm. 

Im Laufe der nächsten Stunden wurde sie immer eigenartiger, fauchte die anderen Katzen an, mit denen sie sonst immer traumverloren geschmust und gespielt hatte, verlangte irgendwann, trotz Sturm auf die Terrasse raus zu dürfen, wonach auch ich endlich begriff, dass der Sturm nicht unser Problem war.

Als ich einen langen Speichelfaden an ihrem Kinn sah, hatte ich die Zeit bereits genutzt zu recherchieren, an welche Tier-Notaufnahme in der Stadt Zürich wir uns an einem Sonntag wenden könnten, nachdem das Zürcher Tierspital seit einer Gesetzesänderung vor rund zwei Jahren nur noch Überweisungspatienten annehmen kann – und Notfälle, die unübersehbar solche sind. Doch noch wollte ich ja nur sichergehen, dass mit Faramee alles wieder gut kommt, glaubte nicht ernsthaft daran, dass ihr Leben akut bedroht sei.

Nach einigen Telefonaten war klar, dass wir in eine Tierklinik nach Regensdorf fahren würden, die mir telefonisch auch bestätigte, dass Faramee gerade alles und nichts haben könnte, wir aber genau darum besser nicht bis Montag warten sollten.

Als mir vollkommen problemlos (mal abgesehen von den erneuten tiefen Krallenpiercings in meiner rechten Hand) gelang, Faramee in ihre Transportbox zu setzen, wusste ich, dass diese meine Katze todkrank sein muss. Ich konnte Faramee noch nie eintüten, ohne dass sie vorher unsere Wohnungseinrichtung geschreddert hat.

Rund zwei Stunden später war aufgrund der Erstuntersuchung klar, dass Faramee plötzlich blind war, was wiederum ihre Verstörtheit hätte erklären können. Noch hoffte ich.

Als mögliche Ursache für plötzliche Blindheit/Aggression/eigentümliches Verhalten/Speicheln wurden mir genannt: Bestenfalls ein epileptischer Anfall, was zwar je nach Ursache auch nicht optimal wäre, aber noch viele Optionen offen gehalten hätte. Im allerschlechtesten Fall ein Hirntumor, der nur noch verdammt wenige Optionen offenhält. Und dazwischen noch ca. 3000 andere mögliche Ursachen, die aber mehr oder weniger immer mit dem einen oder anderen Zuerstgenannten zusammenhingen. Faramees Blutwerte wurden gecheckt und per Röntgen ein Körperscan gemacht, um vielleicht erste Aufschlüsse zu erhalten. Doch beide Befunde waren an sich prima.

Was in dieser Situation nur kurz erfreulich war. 

Die Ärztin erklärte mir, dass Faramees Symptome somit «eine zentrale Ursache» haben müssen. Ich fand Faramees Symptome eigentlich schon die ganze Zeit ziemlich zentral und fragte in meiner Verwirrung nach, was sie damit meine. «Das Gehirn. Irgendwas stimmt in ihrem Gehirn nicht», meinte die Ärztin. Normalerweise mache ich Scherze über sowas: In wessen Katze Hirn stimmt denn irgendwas nicht nicht? Aber mir war nicht nach Scherzen.

Schnell war klar, dass Faramee für weitere Abklärungen und zu ihrer eigenen Sicherheit auf der Intensiv in der Klinik bleibt. Natürlich wurde ich auch nach der Kostenobergrenze gefragt und was im Falle eines Herzstillstandes getan werden solle. Ich wie immer in der Notaufnahme: Grün = Kosten könnten mir egaler nicht sein, solange sie dazu beitragen, dass mein geliebtes Tier nach medizinischer Einschätzung nochmals nennenswerte Lebensqualität erreichen kann. Ohne Garantien. Alles klar. Mehr oder weniger.

Und so fuhr ich mit der leeren Transportbox im Zug nach Hause. Nahm alles nur wie in Dumpfheit gepackt wahr. Inzwischen nieselte es.

Auf der Taxifahrt zuvor zur Klinik sah ich einen so zauberhaft klaren Regenbogen wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Er schien durchs Autofenster nach Faramee greifen zu wollen, um sie zur sprichwörtlichen Brücke zu bringen. Der Taxifahrer sagte noch: Dort am Ende des Regenbogens ist die Tierklinik. Er meinte es gut und ahnte nicht, welch unguten Gefühle der Regenbogen und seine Worte in mir auslösen würden. Ich umfasste Faramees Box und flüsterte dem Regenbogen zu, dass ich Faramee nicht kampflos aufgeben würde. Als wir in der Klinik ankamen, war er fort, stattdessen schien kurz eine wolkenlose Sonne.

Ich hoffte immer noch.

Als ich heute gegen 12.30 erneut in die Klinik fuhr, schneite es. Ich hatte kurz zuvor erfahren, dass bei Faramee ein fast inoperabler Tumor im Gehirn und weitere im Bauchbereich gefunden worden waren. Die Ärztin liess mir allen Entscheidungsspielraum, verheimlichte aber auch nicht, dass die meisten Katzen bei einer solchen Hirntumor-OP sterben und selbst wenn nicht, nicht abzuschätzen sei, was das alles mit ihrem Körper und ihrer Persönlichkeit macht. Hirntumor halt. Ich fragte sie, wie sie entscheiden würde, wäre es ihre Katze. Die Antwort liess nicht wirklich viel Interpretationsspielraum.

Und so liess ich Faramee heute gegen 13 Uhr gehen.

Meine Welt ist aus den Fugen. Sie war trotz FIV nie krank. Sie war bis vor 48 Stunden noch die aufgeweckteste Katze der Welt. Und nun schläft sie für immer.

Ich habe verstanden, dass sie tot ist. Aber ich bin weit davon entfernt, das zu begreifen.

Geliebte Faramee, ich weiss, dass du weisst, wie sehr ich dich liebe (auch wenn ich dich manchmal von der Tastatur schubste, entschuldige bitte).

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Die Wände zwischen den Katzenwelten sind derzeit wieder sehr dünn – und so wirst du ennet dem Regenbogen viele Katzen treffen, die mir und Dosis, die ich sehr mag, sehr am Herzen liegen. Natürlich deine Co-Sternlis Omar, Mathilde, Mogwai, Sahib, Max und LouLou. Aber auch jene, die dir erst in den letzten wenigen Wochen vorangingen: Pooh, Fritzi, Kurti, Queenie, Krümel, Lady Summerfield und Myiagi, Tommy Lee und viele mehr.

Die Wände sind dünn. Du bist nicht fort – nur woanders 😢❤️

Ich liebe dich für immer und noch weit darüber hinaus, mein geschecktes Herz. Danke, dass du hier bei uns warst – und immer sein wirst.


Zu Faramees Ehren werde ich in den nächsten Tagen ihre Geschichte hier nochmals erzählen. In den Worten von damals. In der Liebe von heute.

Blumschild – zeig, was dir am Herzen liegt!

Lang ists her, dass ihr von uns gehört bzw. gelesen habt. Die Zeit, die Zeit, ein rares Gut… Doch ich war nicht untätig derweil: Mit grosser Freude möchte ich euch mein neuestes Illustrations-Projekt vorstellen, das Christine Hauschild, die Verhaltenstherapeutin unseres vertieften Vertrauens, und ich gemeinsam realisiert haben: Blumschild.

Einige von euch werden manche Motive aus unserer Linie «To Kitty with Love» bereits aus Christines Büchern kennen, die zu illustrieren ich ja ebenfalls die Ehre hatte. Unsere zweite Motiv-Linie «Anderswo zuhause» besteht aus Zeichnungen aus meinem gleichnamigen Kinder-Lesebilderbuch. Unsere Designs sind auf Shirts, Kapuzenpullis, Taschen und vielen anderen schönen Produkten in unserem Spreadshirt-Shop erhältlich.

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Aber Blumschild legt gerade erst los: Man darf sich auf neue Designs und weitere Motivlinien freuen, die für den Wunsch nach einer friedlichen, fröhlichen, freien und toleranten Gesellschaft stehen. Und für die Liebe zu Tieren – insbesondere Katzen, die wir als Individuen mit Gefühlen und arttypischen Bedürfnissen respektieren. Wir engagieren uns für einen entsprechend respektvollen Umgang mit ihnen.

Auf unserer Website Blumschild.de können sich Interessierte für den Blumschild-Newsletter anmelden, mit dem wir über neue Motive, Rabatte und Gewinnspiele informieren werden. Natürlich sind wir nun auch auf Facebook und Instagram vertreten und freuen uns, wenn du uns folgst, um über Neuigkeiten informiert zu werden.

Christine, unser Art of Pleasure Director Monty, das Blumsche Support-Team Faramee, Felize, Lucie, Moriah, Shakti, Tünn, Malik und ich wünschen euch noch einen zauberhaften 2. Advent und eine schöne Vorweihnachtszeit!


➡️ Website: https://blumschild.de
➡️ Shop: 
http://bit.ly/blumschild-shop
➡️ Facebook: 
Blumschild
➡️ Instagram: 
www.instagram.com/blumschild

 

Malik, unser Adventswunder: Happy Move-in-Day

Geliebter Malik, du süsse Motte ❤

Heute vor einem Jahr stand ich um 1.20 Uhr nachts auf, um pünktlich gegen 2 Uhr früh loszufahren, denn es galt, dich ohne Verspätung um 5 Uhr morgens in Deutschland an der Übergabestelle in Empfang zu nehmen, damit wir dich ohne Unterbruch deiner Reise und gesetzeskonform in die Schweiz bringen konnten.

Wer mich kennt, weiss, dass es mir weder liegt, mitten in der Nacht aufzustehen, noch überhaupt in ein Auto zu steigen, geschweige denn im tiefsten Winter nächtens ein solches in mir unbekanntes Gebiet zu steuern. Und die Kombination von all dem mobilisierte so ziemlich alle Ängste in mir, derer ich habhaft werden kann.

Das Einzige, lieber Malik, was mich dazu brachte, meine Ängste zu überwinden, war das Wissen, dass ein kleiner blinder Kater mit auslaufenden Augen unter schrecklichsten Bedingungen in einer spanischen Tötungsstation ausgeharrt hatte und nur diese eine Hoffnung haben konnte, dass jemand seine eigenen Ängste überwindet, um dir deine für immer zu nehmen.

Also fuhr ich vor genau einem Jahr los. Um dein und mein Adventswunder wahr werden zu lassen.

Weisst du: Ich hatte Max‘ Platz hier bei uns ja schon an dich vergeben, während er noch lebte, ich aber wusste, dass sein Platz hier – leider – sehr bald frei würde, weil Max nunmal im Endstadium todkrank war. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen deswegen. Doch an dem nicht planbaren Tag, an dem es für Max so weit war, diese Welt zu verlassen und ich ihn vormittags gegen 11 Uhr unter vielen Tränen gehen lassen musste, fand ich abends just an diesem Tag deinen Schutzvertrag im Briefkasten. Weil niemand weiss, ob das etwas zu bedeuten hat oder nicht, nahm ich mir die Freiheit, diesen Umstand so zu deuten, wie es mir angemessen schien: Max gab uns seinen Segen.

Und in der Tat: Du hast viel von Max. Du erinnerst mich jeden Tag an ihn: Du bist unerschütterlich neugierig, wagemutig und auch ein wenig öhm „fremdbestimmend“ 😀 – ich denke, das gefällt deinem „Vater im Geiste“ ❤ Du erinnerst mich aber in anderer Hinsicht auch oft an Mathilde: So liebevoll, so anhänglich, so unerschütterlich treuherzig, nach all dem Horror, den du schon erlebtest – ich denke, das gefällt deiner „Mutter im Geiste“. Kann es Zufall sein, dass der Name, der mir spontan für dich einfiel, auch mit M und A beginnt?

Aber das sind so Gedanken, die nur wir Menschen uns machen.

Du hingegen bist einfach – du. Lebst, freust dich, hüpfst rum – auf allem, was sich als Hüpfunterlage anbietet (wärst du schwerer, hättest du mir schon etliche Male alle Rippen gebrochen, du kleiner Irrer).

Leicht war es anfangs mit dir allerdings nicht.

Denn bald stellte sich heraus, dass du extrem bissig bist, weshalb ich tatsächlich überlegte, dich zum Wohlergehen der anderen Katzen hier leider abgeben zu müssen. Doch deine Vermittlerin (der ich übrigens 2009 schon Mathildes Vermittlung ins Zwergenland zu verdanken hatte) konnte mich davon überzeugen, es mit Homöopathie zu versuchen. Tatsächlich vollbrachte die von ihr empfohlene Homöopathin schon mit der ersten Behandlung ein kleines Wunder. Konsequentes Training, wie ich es von der Verhaltenstherapeutin Christine Hauschild gelernt hatte, tat das Übrige, worauf ich damals kaum zu hoffen wagte: Du beisst hier schon seit Langem niemanden mehr, weder Mensch noch Katze. Und wenn dich mal wer anknurrt, springst du ihm nicht mehr direkt mit ausgefahrenen Krallen ins Gesicht, sondern legst dich nun einfach hin und gähnst ❤

Du bist wirklich unglaublich intelligent und lernfähig. Du findest dich hier im Wortsinne „blind“ zurecht, rast die Treppen und Kratzbäume unfallfrei hoch und runter, findest allein den Weg auf die Terrasse und zurück; inzwischen springst du allerdings nicht mehr „blindlings“ auf Katzenliegeplätze, sondern tastest dich vorsichtig vor, ob da womöglich schon jemand liegt, der es nicht schätzt, wenn man auf ihn draufspringt 😀

Und wenn „die Mami“ mal zu weit weg ist, stimmst du deinen Babymäusekönig-Gesang an, ich flüstere nur deinen Namen – und du kommst angaloppiert wie ein junges Pony.

Mein kleiner grosser bekloppter Mäusekönig, glaub mir bitte, was ich dir immer sage, wenn du fast in mich reinkriechst:

Du wirst nie mehr allein gelassen, ich liebe dich für immer. 

Happy first Move-in-Day, mein kleiner Blindfisch, mein Mäusekönig, mein Schnackolino, mein Max-Mathilde-Sohn, mein kleiner mir immer folgender Schatten, der so viel Licht ausstrahlt, dass du mich bisweilen blendest: Ich liebe dich. Mehr als Worte sagen könnten.

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Einen frohen 1. Advent euch allen! 

Und nochmals allerherzlichsten Dank an seine Retter/innen vor Ort in Spanien und in der Schweiz: Danke ❤

Ich liebe dich, Max – in Memoriam

Liebster Max, mein Sternchen ❤ Heute ist es genau ein Jahr her, dass ich dich gehen lassen musste.

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Ich denke oft an dich. Du störrisches, fremdbestimmendes und dominantes Wesen ❤ Besonders aber dachte ich an jedem Tag in diesem erneut goldenen Oktober in diesem Jahr an dich: Wie du letztes Jahr kurz vor deinem trotz aller medizinischen Massnahmen unabwendbaren Tod deine erkämpfte Freiheit doch noch zurückgewonnen hast, weil liebe Menschen uns dabei halfen. Ich weiss nicht, wie du darüber denkst – aber ich schätze mal, du bist diesen Menschen wohl ebenso dankbar wie ich – du, da oben auf deiner Himmelswiese, wo hoffentlich immer genau das Wetter herrscht, das jeder einzelne von euch sich wünscht.

Denn als es nun November und kalt wurde, überkam mich wie letztes Jahr jeden Tag die Sorge, ob das Wetter „katzentauglich“ sei – zumal für eine todgeweihte Katze, die „irgendwo“ da draussen sitzt und nochmal ihre Selbstbestimmung wahrnimmt: Kommst du zurecht? Findest du trotz Krebsendstadium heim, damit wir dir den letzen Weg erleichtern können? Oder liegst du womöglich ganz allein in der nassen Kälte und wartest auf den Tod, weil du nichts andres mehr tun kannst?

Oder kurz: Wie geht es dir. Stündlich sah ich auf den GPS-Monitor und meine Freundin, die dir diese letzte Freiheit ermöglichte, hielt mich auf dem Laufenden, wann immer das GPS versagte.

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Und so kam der Tag, an dem für dich alles hier auf Erden enden musste, um dir schreckliche Qualen zu ersparen. Das ist genau ein Jahr her.

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Ich dachte dieser Tag so oft daran.

Und dann musste ich doch unter Tränen ein wenig schmunzeln und mich heute selbst daran erinnern, dass dich das nicht mehr kümmert.

Max, mein geliebter Schatz, und auch du „kleine“ Mistbiene: Du wurdest von deinem Vorbesitzer auf fieseste Art im Stich gelassen und ich war auch nicht immer das, was du dir wünschtest.

Aber als ich die Summe der Aufzeichnungen deines GPS im „Freigang-Sterbehospiz“ kurz vor deiner Erlösung sah – man könnte es für eine Mitteilung halten ❤

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Max. Ich liebe dich. Ob du hier bist oder woanders – meine Liebe zu dir ist für alle Zeiten ungebrochen.

Solange ich lebe, wirst du unvergessen sein – sei geherzt und grüsse uns die anderen Sternchens ❤

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Max-Pfote

Hach – ist die nicht plüschig? Mein Mäxele 😀 Foto: Michelle Aimée